Ein Stück „Kalter Krieg“ in Rodenberg…

Ein Stück Ortsgeschichte…:
Der aufmerksame Wanderer entdeckt an der Straße „Vor dem Tor“ (K 53, ehemalige B442) in Richtung Apelern einen mit einer Stahltür verschlossenen Eingang im östlichen Erdwall. Die genaue Stelle ist gegenüber des Kohleflöz kurz vor der Abzweigung nach Soldorf zu finden.
Hier handelt es nach derzeitigem Kenntnisstand um ein sogenanntes „Sperrmittelhaus“, welches Teil einer in der Straße davor vorbereiteten Sperranlage war. Diese Sperranlage bestand aus mehreren, bis zu sechs Meter tiefen Sprengschächten, die im „Ernstfall“ mit dem in Sperrmittelhaus hinter drei schweren Türen lagernden TNT-Sprengstoff versehen werden sollten. Nach erfolgter Zündung wären große Sprengtrichter entstanden, die den Vormarsch einer feindlichen Armee zwar nicht aufgehalten – doch zumindest verzögern hätten. Bei genauer Betrachtung der Straßendecke sind die ursprünglichen sechs Sprengschächte noch erkennbar.

Die Schächte waren mit Deckeln verschlossen, die Kanaldeckeln ähnlich waren. Im Unterschied dazu gab es eine gekreuzten Metalleinlage in der Oberfläche sowie eine mittige Sechskantschraube zu Sicherung. Nach deren Entfernung konnte eine Hebevorrichtung angebracht werden, denn der Deckel hatte ein Gewicht von 150 Kg.

Eine weitere Sperranlage befand sich auf der gleichen Bundesstraße Richtung Bad-Nenndorf vor der Auebrücke („Grüner Baum“). Hier erinnern noch heute (2015) mehrere rechteckige Aussparungen im Asphalt der Fahrbahn an die Anlage. Bis vor wenigen Jahren waren noch die typischen „Kanaldeckel-Attrappen“ vorhanden.

Zum Ende des Kalten Krieges gab es fast 6000 verschiedene vorbereitete Sperranlagen in der Bundesrepublik. Um Unruhe in der Bevölkerung zu vermeiden wurden die Anlagen unter großer Vertraulichkeit errichtet und von einer speziellen Bundeswehreinheit in Zivilkleidung und mit neutralen Fahrzeugen nahezu wöchentlich kontrolliert.

Insgesamt sind knapp 7000 Sperranlagen dokumentiert, die Rodenberger Sperranlagen  hier und hier. Nach dem Mauerfall wurden die Sperranlagen zurückgebaut.
Das o.a. Sperrmittelhaus ist mit Kies verfüllt. 

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